Von Vilnius bis Riga
Durch Verzögerungen an der russischen Grenze erreichten wir Vilnius gut zwei Stunden später als geplant erst um 19 Uhr mit dem Fernbus. Nach dem Bezug der Unterkunft erkundeten wir die schöne Altstadt und das Universitätsviertel. Dort fanden wir auch ein Restaurant mit sehr guter Küche und ließen bei ein paar Bieren den Abend ausklingen.
In Litauen hatten wir nicht das Gefühl, dass wir uns nach Osten bewegt hätten. Eher wähnten wir uns irgendwo zwischen Polen und Deutschland. Vor allem der Hauptstadt sieht man ihr sowjetisches Erbe nicht an. Die verwinkelte Altstadt ist saniert und sehr gepflegt, jeder spricht Englisch und bezahlt wird in Euro. Ein Kontrast zu Kaliningrad.
Am nächsten Tag standen keine Termine an, daher wurde erst einmal ausgedehnt gefrühstückt. Anschließend begaben wir uns auf einen Stadtrundgang und überquerten dabei wieder eine Landesgrenze – in die unabhängige Republik Uzupis. Diese wurde von den Bewohnern des Künstlerviertels selbst ausgerufen und verfügt auch über eine eigene Verfassung. Dort stellten wir auch fest, dass wir uns bereits 978 km von Dresden bzw. der Bunten Republik Neustadt entfernt hatten. Abends kehrten wir in eine Biergarten ein und erfreuten uns am hausgebrauten Bier und deftiger litauischer Küche. Auch die lokale Spezialität „Haarige Streifen vom Schweineohr“ musste probiert werden.
Am Freitag nutzten wir die freie Zeit bis zur Abfahrt für einen Besuch im litauischen Eisenbahnmuseum am Bahnhof. Mit dem Fernbus verließen wir das Land in Richtung Riga. Dank Entertainmentsystem und WLAN wurde die Busfahrt nicht langweilig.
In Riga angekommen wurden wir böse überrascht. An der „Rezeption“ im gebuchten „Big Bed Hostel“ erfuhren wir, dass wir aufgrund eines Wasserproblems nicht einziehen können und man wollte uns in ein anderes, neues Hostel, ein paar Straßen weiter, schicken. Bezahlen sollten wir aber sofort. Der Geruch und die Fliegen auf dem Gang zeugten davon, dass das „Wasserproblem“ schon länger besteht, die Inhaber aber trotzdem noch dort hausen. Da uns die ganze Geschichte sehr spanisch vorkam, entschieden wir uns, selbst ein anderes Hostel zu suchen (Lesson learned: vorher die Google-Bewertungen lesen!). Ersatz fanden wir dann auch sehr schnell und unkompliziert. Julius, der in Riga ein Auslandssemester verbringt, führte uns abends noch durch die Altstadt und wir ließen den Abend bei Pelmeni und Bier ausklingen.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Vorortzug an die Ostsee und wanderten gute zwei Stunden am Sandstrand entlang zur Mündung der Daugava. Mit dem Bus ging es zurück nach Riga und Julius bot uns eine ausgedehnte Stadtführung durch die schöne Altstadt, die Markthallen und Jugendstilviertel. Abends zogen wir abermals durch die Kneipen der Altstadt. Dabei wurde die ein oder andere Maß Bier für 3,30 € geleert. Schließlich landeten wir in einer Kellerkneipe mit irischer Livemusik.
Der Sonntag verlief individuell: Ein Teil der Gruppe begab sich auf Straßenbahnrundfahrt – für Begeisterung sorgten insbesondere Breitspurgleise, Tatra T5 und Stangenstromabnehmer – während andere die Stadt erkundeten, den Blog aktualisierten und Postkarten schrieben. So vertrieben wir uns die Zeit bis zur Abfahrt des Busses um 19 Uhr in Richtung Tallinn.