Studienreise nach Russland (2013)

Im September 2013 wagte die Verkehrte Welt das ganz Große und bisher noch nie dagewesene. Wir nahmen die 7. Studienreise nach Omsk zum Anlass die Transsibirische Eisenbahn auf ihrer kompletten Länge zu erkunden: Moskau – Wladiwostok, 26 Tage, 7 Städte, 4 Universitäten und 25 Flaschen Wodka – ein Reisebericht.

Montag, 16.09.2013

Der erste Tag begann mit der Anreise zum Flughafen Berlin Tegel. Trotz des Staus auf dem Berliner Stadtring, konnte sich die Reisegruppe, bestehend aus neun Männern und drei Frauen rechtzeitig am Check-In treffen, an dem die Gastgeschenke gerecht auf die Reiserucksäcke aufgeteilt wurden. Gegen 16Uhr (Ortszeit) landeten wir in Moskau und warteten dort über eine Stunde lang an der Passkontrolle, um uns unsere Migrationskarte abzuholen, die während unserer gesamten Aufenthaltszeit in Russland in unserem Pass mitgeführt werden musste. Mit dem Aeroexpress fuhren wir dann ins Moskauer Zentrum. Volle zwei Minuten verbrachten wir auf der Rolltreppe in die scheinbar unendlichen Tiefen der Moskauer Metrostation, um dort von der Rush Hour in der Metro überrannt zu werden. Neben den Menschenmassen drohten uns auch die massiven Glastüren an den Ein- und Ausgängen der Metro zu erdrücken. Im Anschluss bezogen wir das 12-Bettzimmer im Hostel und ließen den ersten Abend in einem Restaurant mit schmackhaftem russischem Salatbuffet ausklingen.

Auf den längsten Rolltreppen der Welt in Moskaus Metro Stationen

Auf den längsten Rolltreppen der Welt in Moskaus Metro Stationen

Dienstag, 17.09.2013

Mit der Metro machten wir uns auf den Weg zur Staatlichen Universität für Verkehrswesen, kurz MIIT, um eine Führung im dortigen Museum zu erhalten. Anschließend wurden wir in die hauseigene Kapelle geführt, die unsertwegen geöffnet wurde. Zum Mittagessen ging es in einen Kantine, die nicht nur „Vokzhal“ (Bahnhof) hieß, sondern auch von der Einrichtung her an Bahnhof erinnerte. Nach der Stärkung mit traditionellen russischen Gerichten konnte der touristische Teil in Russlands Hauptstadt beginnen. Neben dem Roten Platz, auf dem sich alle vor dem Moskauer Wahrzeichen, der Basilius-Kathedrale, fotografieren ließen, schlenderten wir über den Arbat, eine Straße im historischen Zentrum, auf der zahlreiche bedeutende Bauwerke und Wohnhäuser russischer Künstler zu sehen waren. Am Abend erkundeten wir einen russischen Supermarkt, um uns für das Pelmeni-Abendessen einzudecken und staunten über die Vielfalt der Wodkasorten.

Staatliche Universität für Verkehrswesen Moskau (MIIT)

Staatliche Universität für Verkehrswesen Moskau (MIIT)

Mittwoch, 18.09.2013

Am letzten Tag in Moskau vollendeten wir das Touristenprogramm und besichtigten den Kreml mit seinen vielen Kirchen und imposanten Bauwerken. Unser weniger dekadentes Mittagessen erhielten wir im Warenhaus GUM, dem wohl bekanntesten Einkaufszentrum Russlands. Einen beeindruckenden Blick auf den Großteil der Stadt genossen wir von den Sperlingsbergen, einem bewaldetem Gebiet in der Nähe der Lomonossow-Universität. Mit 240 Metern Höhe thronte das monumentale Hauptgebäude der größten Universität Russlands vor uns und erweckte bei wahrscheinlich jedem große Ehrfurcht. Nun sollte die erste Nacht in der Transsibirischen Eisenbahn folgen. Nach langer Wartezeit an den Ticketautomaten, denn die Buchungsbestätigung unserer Fahrt musste in ein gültiges Ticket umgewandelt werden, stiegen wir in den Zug und betraten unsere Coupé Abteile (kupe), in denen vier Personen Platz fanden. Jeweils zwei übereinander befindliche Liegen links und rechts sowie ein kleiner Tisch in der Mitte des Gangs statten das Abteil aus. Zudem befindet sich in jedem Waggon ein Heißwasserboiler, der kostenlos benutzt werden darf. An diesem Abend bereiteten wir die mitgebrachten Fertiggerichte zu und saßen in gemütlicher Runde zusammen. Sehr interessant waren die fliegenden Händler, die mit Kristallgläsern auf unserem ersten Bahnhofshalt warben.

Auf dem Roten Platz in Moskau

Auf dem Roten Platz in Moskau

Unser Zug nach Kasan abfahrtsbereit auf dem Kasaner Bahnhof in Moskau

Unser Zug nach Kasan abfahrtsbereit auf dem Kasaner Bahnhof in Moskau

Donnerstag, 19.09.2013

Erster Halt: Kasan, Zentrum des Islams in Russland. Nach sehr zeitigem Aufstehen, der Zug fuhr 8:20Uhr im Bahnhof ein, wurden wir sehr nett von Chulpan, einer deutschlernenden Tatarin empfangen. In Kasan wurde uns ein spannendes Tagesprogramm geboten. Es folgt ein kurzer Abriss: Nach der Gepäckabgabe besichtigten wir das städtische Weltkulturerbe, den Kreml und erkundeten im Anschluss die Fußgängerzone, auf der wir typisch russisches Mittagessen (Plov) einverleibten. Vorbei an der Universität liefen wir zum Sowjetstyle Museum, einem amüsanten Spielparadies aus Accessoires, Instrumenten und Kleidungsstücken, in dem witzige Fotos entstanden. Es folgte eine Runde auf dem Kasaner Riesenrad mit imposanter Aussicht auf die Stadt. Neben einer Metrofahrt, dem Bestaunen eines Hochzeitspaares vor dem pokalförmig gebauten Standesamt und einem Abstecher zum Essen im Einkaufszentrum, hatten wir eine Einladung vom Deutschen Haus erhalten, in dem wir einer Theaterprobe zusehen sollten. Letztlich bekamen wir dort eine kleine Führung durch die im Bau befindliche Kapelle mit anschließendem Teeumtrunk und interessanten Geschichten über russische Klischees und Heilverfahren mittels heißen Wodkas. Nach diesem Tag stiegen alle erschöpft in den Zug zurück.

Aufgrund der Universiade 2013 besitzt die Stadt Kasan auch ein öffentliches Fahrradverleisystem

Aufgrund der Universiade 2013 besitzt die Stadt Kasan auch ein öffentliches Fahrradverleisystem

Der Kreml von Kasan bei Nacht

Der Kreml von Kasan bei Nacht

Ein Abend im Zug

Ein Abend im Zug Freitag, 20.09.2013

Die erste Nacht mit der Platzkarte (plazkart), zu sechst im Abteil, ohne Trennwände oder Türen, mit 56 Passagieren in einem Waggon, war geschafft. In Jekaterinburg wurden wir von den freundlichen Studenten der BEST-Gruppe empfangen und in unsere Unterkunft, das Studentenwohnheim, geleitet. Nach kurzer Erfrischungspause, die man nach über zwei Tagen und zwei Nächten ohne Dusche nötig hatte, wurden wir zum „Weg der Freundschaft“ geführt, um zwei Bäume einzupflanzen. Es folgte ein Fußmarsch in die Stadt, wie er russischer nicht hätte sein können: Simon entging im letzten Moment einem Abstecher in Jekaterinburgs Kanalisation aufgrund einer fehlenden Gullyplatte und ganz unerwartet stieg an der Uferpromenade ein Mann aus dem kalten Wasser des angestauten Flusses (in den er zuvor gefallen war). Das Abendessen inklusive russischem Bier und Spielen zum Kennenlernen rundeten den ersten Tag in Jekaterinburg ab.

An der "International Alley" der staatlichen Universität für Verkehrswesen des Urals in Jekaterinburg pflanzen wir zwei Bäume.

An der „International Alley“ der staatlichen Universität für Verkehrswesen des Urals in Jekaterinburg pflanzen wir zwei Bäume.

Samstag, 21.09.2013

Nach dem Frühstück begannen wir die Stadtrallye, bei der verschiedene witzige und peinliche Aufgaben erfüllt werden mussten. So konnten uns weder die Sehenswürdigkeiten, wie die Besichtigung der Blutkirche und diverser Denkmäler noch die holprige Busfahrt entgehen. Am frühen Abend erhielten wir eine Einladung in Richard Wagners Oper „Der fliegende Holländer“, die in Deutsch mit russischen Übertiteln dargeboten wurde. Für unsere studentischen Betreuer war es jedoch schwer zu begreifen, dass wir kaum etwas verstanden hatten. Nach einer bayrischen Pizza liefen wir mit einem Abstecher zum Supermarkt zurück ins Wohnheim und fanden uns dort in gemütlicher Runde zusammen.

Das Zentrum von Jekaterinburg am Abend

Das Zentrum von Jekaterinburg am Abend

Sonntag, 22.09.2013

Mit mehreren Marschrutkas (dem häufigsten russischen Verkehrsmittel, einer Art Kleinbus-Sammeltaxi) wurden wir zum Stadtmarathon in die Innenstadt gebracht. Teilnehmen durfte jeder, ob telefonierend mit Jeanshosen oder in High Heels mit Handtasche – dabei sein war alles. Auch wir zogen uns die Trikots mit eigenen Startnummern über und posierten für die Fotos. Nach kurzer Freizeit fuhren wir über die russische Autobahn zur Europäisch-Asiatischen Grenze und nahmen auch hier an einer Fotosession teil. Danach mussten wir unsere Sachen packen und genossen die verbleibende Zeit mit den Studenten, diversen Trinkritualen und selbstgemachten Eierkuchen. Auf der Fahrt nach Omsk wurden dann die vorläufigen Ergebnisse der Bundestagswahl diskutiert, bei der jeder von uns vorab per Briefwahl abgestimmt hatte.

Überschreitung der Grenze zwischen Europa und Asien

Überschreitung der Grenze zwischen Europa und Asien

Montag, 23.09.2013

Das eigentliche Ziel unseres Austausches war erreicht. Am Bahnhof in Omsk wurden wir von einem freundlichen Hochschulmitarbeiter, der die nächsten Tage unser Begleiter werden sollte, sowie von einem Studenten und einer Mitarbeiterin des International Office empfangen. Nach einer Marschrutkafahrt zum Unicampus wurden wir direkt nach der Ankunft von einer engagierten Frau mit Ge- und Verboten im Wohnheim vertraut gemacht. Dazu gehörte beispielsweise, die begrenzte Ausgehzeit bis 23Uhr sowie die strikte Duschzeit von 14 bis 22:30Uhr. Nach dem etwas verfrühten Abendessen in der Mensa, geleiteten uns drei Studenten durch die Omsker Innenstadt, der es an architektonischen Höhepunkten oder städtebaulichen Besonderheiten leider mangelt. Allerdings fielen die zahlreichen Blumenbeete und die aufwändig gestalteten Parks positiv auf. Nach einem Bier im Irish Pub, in dem gerade die Oktoberfestwochen stattfanden, begaben wir uns zurück ins Wohnheim und freuten uns über die angenehm weichen Betten, die uns eine ganze Woche zur Verfügung standen.

Ankunft an der staatlichen Universität für Verkehrswesen in Omsk

Ankunft an der staatlichen Universität für Verkehrswesen in Omsk

Dienstag, 24.09.2013

Nach einem kurzen Campusrundgang konnte das offizielle Programm an der Staatlichen Universität für Eisenbahnwesen in Omsk beginnen. Neben dem Besuch des unieigenen Museums und einer anschließenden Konferenz, bei der Vorträge auf deutsch, russisch und englisch zu Verkehrsthemen abgehalten wurden, besuchten wir den Railway Training Ground und verschiedene Labore, mit russischen Stellwerken und Fahrsimulatoren. Zwei Studenten befanden sich währenddessen auf dem Polizeirevier und erhielten eine neue Migrationskarte durch das Hinterlassen ihrer Fingerabdrücke. Danach erfolgte ein Einblick in das Rehabilitationszentrum mit angrenzendem Fitnesscenter für die russischen Lokführer, das einem Massage- und Entspannungstempel glich. Abends erprobten sich mehrere Studenten als Küchenchefs und kochten Spaghetti Bolognese als Grundlage für die abendliche Erstsemesterparty im Wohnheim.

 

Die Teilnehmer des Deutsch-Russisches Seminar zu aktuellen Verkehrsthemen in Omsk

Die Teilnehmer des Deutsch-Russisches Seminar zu aktuellen Verkehrsthemen in Omsk

Mittwoch, 25.09.2013

Über mehrere holprige Landstraßen wurden wir zur Kesselwagenreinigungsanlage gefahren, in deren Bürogebäude eine Präsentation mit Kaffee, Tee und Süßigkeiten für uns vorbereitet war. Im Anschluss fuhren wir zum Rangierbahnhof, auf dem der Ablaufberg samt Stellwerk besichtigt werden konnte. Einige nahmen am Stellwerkpult Platz und posierten fleißig für Fotos. Nach dem Mittagessen in der Mensa nahmen wir die Einladung des Präsidenten der westsibirischen Eisenbahn wahr. Dort erfolgte eine Präsentation über die RZD mit anschließender Fragerunde. Gegen 19 Uhr bestritten einige unserer Gruppe ein kurzes, erfolgloses Volleyballspiel gegen die im Training befindlichen russischen Studenten. Im Freizeitcenter bewiesen wir jedoch Kampfgeist und behaupteten uns im Bowling und Billard.

Auf einem Stellwerk eines Rangierbahnhofes in Omsk

Auf einem Stellwerk eines Rangierbahnhofes in Omsk

Donnerstag, 26.09.2013

Dieser Tag stand uns zur freien Verfügung. Neben dem Ausschlafen, Entspannen, Spazierengehen und Wäschewaschen unternahm der eisenbahnbegeisterte Teil der Gruppe einen Ausflug mit der Omsker Straßenbahn ans Ende der Stadt, um dort eine knappe Stunde auf das perfekte Fotomotiv eines Rangierbahnhof zu warten. Nach vergeblichem Hoffen auf den Besuch der Studenten am Nachmittag vertrieben wir uns die Zeit mit Essen und Spielen und fuhren abends gemeinsam mit einem russischen Studenten in die örtliche Karaokebar. Dort gewann ein Teil der Gruppe aufgrund einer gelungenen Rammsteinperformance Kino- und Massagegutscheine. Es folgte eine rasante Rückfahrt mit dem Taxi, das uns erst gegen 1Uhr am Wohnheim ablieferte. Glücklicherweise konnte genug Überzeugungsarbeit geleistet werden, sodass sowohl der Platzwächter, als auch die nette Dame an der Wohnheimrezeption (die zuvor wachgeklingelt werden musste) ein Auge zudrückten und uns Zutritt zu unserer Unterkunft gewährten.

Rangierbahnhof in Omsk

Rangierbahnhof in Omsk

Freitag, 27.09.2013

Nach dem üblichen Frühstück nahmen wir in zwei Gruppen aufgeteilt am Deutsch- und Englischunterricht der Uni teil. In der Englischklasse herrschte ausgelassene Atmosphäre aufgrund der guten Englischkenntnisse. Eher unerwünscht war die Schilderung des deutschen und damit recht freien studentischen Lebens. Am Ende des Unterrichts wurden noch ein paar Kontakte für eventuelle gemeinsame Aktivitäten ausgetauscht. Simon befand sich zu dieser Zeit in einem Gebäude der Stadtverwaltung, um eine Präsentation für den Gouverneur vorzubereiten. Er hatte sich bereit erklärt einen Tag länger in Omsk zu verweilen, um einen Vortrag bei der verkehrspolitischer Tagung zur Zukunft des Nahverkehrs in Omsk zu halten.

Mit unserer Marschrutka ging es weiter zum Technikum, der Staatlichen Eisenbahnfachschule, in der wir im Büro des Rektors am Konferenztisch begrüßt wurden. Neben einem Filmteam wartete eine Dolmetscherin auf uns, die uns Erläuterungen zum russischen (Eisenbahn-) Bildungswesen übersetzte und gemeinsam mit uns den Rundgang durch das Gebäude bestritt. Eine Simulatorfahrt sowie der Besuch des Freigeländes am Personenbahnhof rundeten den Besuch ab. Abends amüsierte sich der Großteil der Gruppe beim Besuch der Ska-Punk-Band „The Street Monkeys“ im uns bereits bekannten Irish Pub.

Samstag, 28.09.2013

Dieser Tag begann mit einem Besuch des Heimat- und Naturkundemuseums in Omsk, in dem wir über witzige Vögel und Jagdtrophäen staunten. Der Nachmittag bot genug Zeit für Entspannung, um abends aktiv zu werden. Zusammen mit einigen russischen Studenten liefen wir ins Eisstadion, um Schlittschuh zu fahren. Neben einer Schlittschuhchoreografie in der Mitte der Fläche konnten sich die mehr oder weniger schlittschuherprobten Fahrer auf dem Eis austoben. Im Anschluss teilte sich die Gruppe auf mehrere Bars auf und ließ den Abend bei Tee und Bier ausklingen.

Beim Eislaufen in der Omsker Eisarena

Beim Eislaufen in der Omsker Eisarena

Sonntag, 29.09.2013

Wir sahen Omsk am Morgen und liefen an verschiedenen Bauwerken der Stadt vorbei. An der Kathedrale angekommen, warfen wir einen zaghaften Blick ins Innere und wurden prompt von einem dortigen Geistlichen auf den Glockenturm eingeladen, um das Abschlussläuten des Gottesdienstes zu hören und zu sehen. Mehrere Männer bedienten die Glocken per Hand und sorgten damit für faszinierendes, aber ohrenbetäubendes Läuten. Nebenbei genossen wir den tollen Ausblick auf die Stadt. Als nächstes erhielten wir einen Einblick in die Kirchengeschichte der Kathedrale und über das Leben des Heiligen Silvesters. Danach stand ein Besuch der Gemäldegalerie auf der Agenda, deren Besuch mit einem Mittagessen (traditionelles Schaschlik am Spieß) abgerundet wurde. Nach der abendlichen Zimmerübergabe reisten wir das erste Mal in einem modernen Platzkartenwaggon.

 

Montag, 30.09.2013

Unsere kürzeste Bahnfahrt, sollte nach neun Stunden am Morgen in Nowosibirsk enden. Diesmal kamen wir nur zu elft an, da Simon noch einen Tag länger in Omsk geblieben war, um auf einer Sitzung des Gouverneurs der Region Omsk und den wichtigsten Vertretern der lokalen Wirtschaft zum Thema „Zukunft des Nahverkehrs in Omsk“ einen Vortrag über die Entwicklung des Nahverkehrs in Dresden seit der Wende zu halten. Unsere Kontaktperson in Nowosibirsk war Norbert, ein TU-Absolvent und Verkehrte Welt Urgestein, der seit zehn Jahren in Nowosibirsk lebt. Nachdem wir unser Gepäck im Hostel abgelegt hatten, begann der Stadtrundgang mit Norbert, zu dem sich ein Engländer und ein Freiberger Student, die ebenfalls in unserem Hostel untergebracht waren, anschlossen. Nach einem ausgedehnten Spaziergang fuhren wir mit der Metro ins Zentrum zurück und bestellten russisches Essen. Am Abend besuchten wir den Studentenclub „truba“, bei dem vielfältige Livemusik durch wechselnde Künstler geboten wurde.

Simon und Konstantin Ponomarjow vor dem Gouverneurspalast in Omsk

Simon und Konstantin Ponomarjow von der Friedrich Ebert Stiftung vor dem Gouverneurspalast in Omsk

Dienstag, 01.10.2013

Die Gruppe teilte sich auf. Nachdem Simon aus Omsk hinzugekommen war, besuchten zwei Studentinnen am Morgen das staatliche Kunstmuseum in Nowosibirsk und eine zusätzliche Fotoausstellung. Zudem erkundeten sie die Holzarchitektur der Stadt. Die restliche Gruppe fuhr zum Eisenbahnmuseum und erhielt dort eine spannende Führung beispielsweise über die Waggonnutzung im Zweiten Weltkrieg. Am Nachmittag trafen sich alle in der Friedrich-Ebert-Stiftung, in der wir mit Konstantin Ponomarjow, Referent für Umwelt und Verkehrsthemen, lebhaft über den Nowosibirsker ÖPNV diskutierten. Kurz darauf brachen wir auf und sahen uns in der Oper, die eigentlich als Prunkbau zur Abhaltung von Panzerparaden gebaut wurde(dementsprechend war die Akustik nicht annähernd so gut wie in Jekaterinburg), La Traviata von Giuseppe Verdi an. Dieses Mal war der Gesang in italienischer Sprache mit russischen Übertiteln, dennoch erschien die Handlung klarer, als beim Fliegenden Holländer. Nach der Vorstellung sattelten wir das Gepäck und stiegen in die Transsib.

Eine Straßenbahn in Nowosibirsk

Eine Straßenbahn in Nowosibirsk

Mittwoch, 02.10.2013

Wir verbrachten den ganzen Tag spielend, schlafend und essend in der Transsib. Die einzige Aktivität außerhalb des Zuges bestand im Aussteigen, um sich bei den Babuschkas am Bahnhof Essen zu kaufen. Neben Kartoffeln, Plov, Wareniki und Pelmeni, gab es Gurken, Eierkuchen und Bouletten.

Kurzer Aufenthalt in Krasnojarsk

Kurzer Aufenthalt in Krasnojarsk

Donnerstag, 03.10.2013

Am Bahnhof in Irkutsk wurde unser Gepäck von Mitarbeitern der Universität in Autos geladen. Wir selber stiegen in einen Bus und fuhren ins Wohnheim. Danach hörten wir eine Vortragsreihe über Verkehrsprojekte und die Entwicklungen der Irkutsker Universität und hielten selber wiederholt unsere Vorträge aus Omsk. Neu dazu kam ein Vortrag von Simon über ein Verkehrskonzept für Hellerau. Insgesamt viel uns die Universität in Irkutsk sehr positiv auf, alles wirkte vielmehr wie an einer deutschen Universität und nicht so verschult und auch die Beschäftigung des Verkehrs schien sehr viel Verkehrsträgerübergreifender .Eine Dolmetscherin führte uns durch das Gebäude und betreute uns den ganzen Tag auch während der anschließenden Stadtführung. Am Abend lud uns der Professor für Verkehr an der Staatlichen Technischen Universität Irkutsk Alexander Michailov zu einem Abendessen in einem Sowjetzeit-Retro-Restaurant ein, bei dem wir Salate und verschiedene Wodkasorten probieren durften. Weniger zu empfehlen ist der Meerrettich-Wodka!

Freitag, 04.10.2013

Der Baikalsee stand auf dem Programm. Nach einem kurzen Interview mit der lokalen Presse fuhren wir zunächst in das Museum für Holzarchitektur der Region Irkutsk. Es folgte eine interessante Führung durch urzeitliche prachtvolle Hütten und der Versuch auf Stelzen zu laufen. Kurz darauf wurden wir in eine prächtige Bergpension oberhalb des Baikalsees zum Mittagessen gefahren. Dort wurden wir mit geräuchertem Fisch und anderen kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt. Bei grandiosem Wetter erreichten wir endlich den Uferstrand des Baikalsees in Listvyanka. Es bot sich eine fantastische Aussicht auf den See und das angrenzende Gebirge, dessen Gipfel mit Schnee gesäumt waren. Wir unternahmen eine kleine Wanderung an der Küste entlang, bei der sich ein Großteil der Gruppe zu einem kurzen Bad im eiskalten See überwand. Nach unzähligen Fotos und dem starken Wunsch noch länger in der Natur verweilen zu können, brachen wir schweren Herzens zum Wohnheim auf. Ein Teil der Gruppe ging zum Essen in ein burjatisches Restaurant und einige begannen den Abend mit einem kleinen Umtrunk. Schließlich war es für zwei der Teilnehmer der letzte Abend dieser Reise.

Am Ufer des Baikalsee

Am Ufer des Baikalsee

Samstag, 05.10.2013

Fabian und Caro reisten morgens am Irkutsker Flughafen ab und kamen am Abend wohlbehalten in Dresden an.

Die restliche Gruppe traf sich 13.00 Uhr im Büro des Professors um gemeinsam den Weg in die Sauna anzutreten. Im Offroad Minibus standen allerdings nur sechs reguläre Sitzplätze zur Verfügung. Mit ein wenig Improvisation und einem zusätzlichen Kraftstoffkanister als Sitzplatz konnten alle 10 Fahrgäste befördert werden. Die Banja befand sich ca. 25km außerhalb von Irkutsk mitten im Wald direkt neben dem Irkut Fluss. Nach 135°C und zwei Stunden später inklusive Bad im Fluss, traf die Gruppe erneut mit dem Professor zusammen, um im uninahen Selbstbedienungsrestaurant zu Abend zu essen.

Sonntag, 06.10.2013

An diesem Morgen klingelte früh der Wecker, um 5 Uhr verließen wir das Wohnheim, denn um 6:20 Uhr sollte unser Zug fahren. Nachdem alle in der Transsib Platz genommen hatten, tauchte nach ca. einer Stunde Fahrt, pünktlich zum Sonnenaufgang der Baikalsee auf, den man aufgrund bester Wetterlage drei Stunden lang vom Zug aus bestaunen konnte. Besonders beeindruckend war, wie sich die Strecke gemächlich von 900 Höhenmetern im Gebirge hinab bis zum Ufer des Sees auf 450m schlängelt. Besonders beeindruckend zwei 180 Grad Kehren, bei der man schon Minuten vorher den Güterzug sehen konnte, der einem wenig später entgegenkommt. Langsam kamen alle in den Fahrtrott hinein. Es wurde wie immer gegessen, erzählt, geschlafen und Spiele gespielt, wobei sich das Kaufen von Karten- und Brettspielen eines fliegenden Händlers im Zug als sinnvolle Investition erwies.

Sonnenaufgang über dem Baikalsee, aufgenommen aus dem Zug nach Wladiwostok

Sonnenaufgang über dem Baikalsee, aufgenommen aus dem Zug nach Wladiwostok

Montag, 07.10.2013

Tag 2 unserer Zugfahrt nach Wladiwostok. Neben den üblichen Aktivitäten lernten wir Markus, einen deutschen Weltreisenden aus der Nähe von Bamberg kennen. Die Landschaft östlich des Baikalsees war bemerkenswert: Ausläufer der mongolischen Steppe, Gebirge, Taiga, auch die Temperaturunterschiede waren bemerkenswert. Beispielsweise lag in Mogotscha, einem dörflich anmutenden Zwischenstopp, Schnee, was einige von uns, aber auch andere Reisende nicht davon abhielt ohne Socken und nur mit Hausschlappen besohlt über den eisigen Bahnsteig zu stolzieren. Am Abend haben wir uns mit Markus im Speisewagen verabredet, unser erster gemeinschaftlicher Speisewagenbesuch der Reise. Mit 2,50 Euro pro 0,5l Dose war das Bier nicht wirklich günstig und auch die Speisekarte offenbarte für russische Verhältnisse relativ hohe Preisen. Dies führte allerdings auch dazu, dass gähnende Leere herrschte und wir uns breit machen konnten. Anschließend besuchte ein Teil der Gruppe noch Paul und Diana, die 3 Wagen weiter von drei jungen Russen (2 Chemieingenieure aus der Erdölbranche und ein Türsteher) zum Wodkatrinken eingeladen wurden. Pauls Wodkaspendabilität wurde belohnt, als die drei Russen mitten in der Nacht an ihrem Zielort ausstiegen brachten zwei Bekannte zwei hochklassige neue  Flaschen Wodka für uns mit.

Zugfahrt durch die zauberhaften Landschaften Sibiriens

Zugfahrt durch die zauberhaften Landschaften Sibiriens

Dienstag, 08.10.2013

Tag 3 unserer Zugfahrt. Wir stehen im Laufe des Vormittags auf. Unser Zug hat etwas Verspätung gehabt, diese haben wir aber wieder aufgeholt. In Belogorsk ist der erste Große Halt des Tages, nachdem es am Vortag überall schneebedeckt war, ist es hier deutlich wärmer. Belogorsk hat eine schöne Leninstatue vor seinem kleinen Bahnhof, der in dem mittlerweile gewohnten augenkrebs-blau erstrahlt. Auf dem Bahnsteig finden wir einen alten Bremsbelag, wir hoffen nicht von unserem Zug. Der nächste längere Halt ist am Nachmittag in Obluche, direkt nach einer 180 Grad Kurve, hier ist Uhrzeitwechsel und die jüdisch autonome Region beginnt. Wir befinden uns nun 7 Stunden vor Moskau Zeit. Hier ist die Strecke auch wieder Gebirgiger und es gibt einige Tunnels. Birobidzhan ist die Hauptstadt der jüdisch Autonomen Region, was auch durch die Beschriftung des Bahnhofs sowohl auf Kyrillisch, als auch auf Hebräisch ins Auge fällt. Wir fahren nun nur wenige Kilometer nördlich der Chinesischen Grenze entlang. Am späten Abend erreichen wir Chabarovsk, der Weg vom Bahnsteig zum Vorplatz dauert ewig, gefühlt 10 Minuten, einige mutige trauen sich trotz nur 28 Minuten Aufenthalt bis in den Supermarkt am Bahnhofsvorplatz.

Drei Tage Zugfahrt von Irkutsk nach Wladiwostok

Drei Tage Zugfahrt von Irkutsk nach Wladiwostok

Es gibt immer etwas zu Entdecken - 3 Tage im Zug sind nicht langweilig!

Es gibt immer etwas zu Entdecken – 3 Tage im Zug sind nicht langweilig!

Mittwoch, 09.10.2013

9149km Zugfahrt und wir haben es geschafft!!! Nach langer Fahrt trafen wir morgens bei Sonnenschein und 15°C in Wladiwostok am Japanischen Meer ein. Was uns schon auf der 50 minütigen Busfahrt vom Bahnhof zum Hotel auffällt: die Stadt erstickt im Autoverkehr. Mit ca. 750 Pkw pro 1000 Einwohner ist Wladiwostok die Stadt mit der höchsten Motorisierung in Russland. Die Absurdität dieses Anblickes wird getoppt von den Gleisresten, der erst vor ein paar Jahren stillgelegten Straßenbahn auf der Straße(ein 2,5km langer Rest außerhalb des Stadtzentrums soll wohl noch befahren werden, mittelfristig aber auch eingestellt werden). In Russland müssen Straßenbahnen immer noch weichen, damit der Autoverkehr fließen kann – oder auch nicht. Nach drei Tagen und drei Nächten im Zug tat die Dusche im Hotel extrem gut! Wir machten uns auf den Weg nach Russki, eine vorgelagerte Insel, sie solle nach und nach touristisch erschlossen werden hieß es im Reiseführer. Der Weg dorthin führte uns in einem sehr modernen MAN Lion‘s City Linienbus über die Russki Brücke, eine Schrägseilbrücke, die erst 2012 eröffnet wurde und mit 1104m einen Spannweitenweltrekord für Brücken ihrer Art hält. Wir kommen vorbei am riesigen neuen Campus der Far Eastern Federal University und landen an der Endstation des Busses im Nirgendwo. Eine vierspurige Straße und sonst gibt es nichts, nebenan ein Militärgelände. Nach 20 Minuten Fußmarsch gelangen wir dennoch an eine kleine Bucht, wir schießen ein paar Fotos, sammeln Muscheln am Strand und finden violette Seesterne. Einige mutige haben sich auch wieder ins Wasser gewagt, welches noch relativ warm war. Danach machten wir uns auf ins Stadtzentrum: wir fahren Standseilbahn und besichtigen ein U-Boot aus dem 2. Weltkrieg. An der Flaniermeile angekommen, teilte sich die Gruppe auf: Manche aßen in einem Nordkoreanischen Restaurant und manche genossen den Sonnenuntergang am Strand.

Ziel erreicht! Kilometer 9288 der Transsibirischen Eisenbahn

Ziel erreicht! Kilometer 9288 der Transsibirischen Eisenbahn

Die Straßen von Wladiwostok stecken voller Überaschungen

Die Straßen von Wladiwostok stecken voller Überaschungen

Standseilbahn in Wladiwostok

Standseilbahn in Wladiwostok

Der Hafen von Wladiwostok

Der Hafen von Wladiwostok

Donnerstag, 10.10.2013

Frühes Aufstehen und eine rasante Taxifahrt zum Flughafen läuteten den heutigen Tag ein. Highlight: Eines unserer beiden Taxis (importierter Rechtslenker aus Japan) verzögert auf der Schnellstraße auf der linken Spur auf 30 km/h, um einem anderen Fahrer (Linkslenker) bei offenem Fenster mitzuteilen, dass etwas mit seinem Anhänger nicht stimmt. Am Flughafen wurden die letzten Postkarten geschrieben und man bereitete sich mental auf den Rückflug nach Moskau vor. Die 9 Stunden Flug nach Moskau vergehen dank gutem Service und modernstem Entertainment System wie im nu. Dank 7 Stunden Zeitverschiebung kamen wir auch nur 2 Stunden nachdem wir losgeflogen waren an und uns blieb noch viel Zeit vom Tag. Nachdem wir wieder eingecheckt waren (im gleichen Hostel, wie am Anfang unserer Reise), begaben wir uns sofort auf den Weg zum gigantischen Touristenmarkt, auf dem noch die letzten Souvenirs gekauft und um die besten Matroschkas verhandelt wurde. Als abschließendes Essen stärkten sich alle an ihrem Schaschlik, um dann den Roten Platz noch einmal im Abendlicht zu sehen.

Zurück in Moskau, der rote Platz bei Nacht

Zurück in Moskau, der rote Platz bei Nacht

Freitag, 11.10.2013

Der letzte Tag unserer knapp vierwöchigen Reise war gekommen. Die restlichen Rubel wurden teils noch für Einkäufe ausgegeben, bevor wir uns dann um 12Uhr gemeinsam auf dem Weg zum Bahnhof machten, um mit dem Aeroexpress zum Flughafen zu fahren. Der Flug verlief ohne besondere Vorkommnisse. Nach der Gepäckabholung trennten sich dann unsere Wege und spätestens um Mitternacht waren alle wieder zu Hause angekommen.

Diese Reise wurde freundlicherweise gefördert von:

Studentenrat TU Dresden www.stura.tu-dresden.de/

Studentenrat TU Dresden
www.stura.tu-dresden.de/

Fachschaftsrat Verkehrswissenschaften an der TU Dresden www.fsr-verkehr.de

Fachschaftsrat Verkehrswissenschaften an der TU Dresden
www.fsr-verkehr.de

Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e. V.

Bericht: Carolin Herrig, Simon Preis

 

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