Sommerreise nach Rumänien 2024 – Reisebericht

24. September

Zwischen InnoTrans und ESE haben wir ein kleines Zeitfenster gefunden, um uns auf Reisen Richtung Osteuropa zu begeben. Am späten Nachmittag des 24. September finden wir uns am Dresdner Hauptbahnhof ein und fahren mit dem EuroCity nach Prag. Dort bleibt etwas Zeit, um sich für die anstehende Etappe zu verpflegen oder eine kleine Straßenbahnrundfahrt durch die tschechische Hauptstadt zu unternehmen. Gebanntes Warten vor der Anzeigetafel – mit etwa 20 Minuten wird der EuroNight 477 „Metropol“ endlich bereitgestellt und wir beziehen unsere Abteile im Jenbacher-Liegewagen. Die Nacht verläuft ruhig. Wegen der vorangegangenen Hochwasser in Mitteleuropa verkehrt der Zugteil aus Warschau nicht, das große Rangieren in Břeclav fällt kleiner aus.

Nachts in Břeclav (Foto: Ernst)

25. September

Gegen 9 Uhr lädt uns der Nachtzug in Budapest-Nyugati ab. Der ungarischen Donaumetropole haben wir im Vorjahr bereits einen kurzen Besuch abgestattet. Diesmal beschränkt sich unser Aufenthalt auf den Transfer nach Budapest-Keleti – wahlweise per Straßenbahn, Trolleybus oder nach der langen Zugreise auch zu Fuß. Circa zwei Stunden nach unserer Ankunft verlassen wir Budapest auch wieder Richtung Arad. Noch ist Rumänien nicht Schengen-Mitglied und so unterziehen wir uns einer kurzen Kontrolle im Zug. In Arad steigen wir zum letzten Mal um auf den Regionalzug Richtung Timișoara. Im Abteilwagen mit 90er-Feeling und offenen Türen – auch während der Fahrt – legen wir die letzten 60 Kilometer bis Timișoara in zwei Stunden zurück. Mit dem Sonnenuntergang erreichen wir nach ungefähr 25 Stunden Fahrt unser erstes Ziel. Nachdem wir die Unterkunft bezogen haben, macht sich ein Erkundungstrupp auf zum nahen Betriebshof der Straßenbahn. Dort soll es einen Fahrkartenschalter geben. Trotz Sprachbarriere und entgegen den sicher gut gemeinten Empfehlungen der Verkäuferin gelingt es, Tageskarten für den nächsten Tag zu erwerben, die an den Folgetagen als Muster dienen werden.

Tatras in Budapest (Foto: Lennart)

Der Regionalzug von Arad nach Timișoara ist langsam, aber alle Türen lassen sich öffnen. (Foto: Christoph)

26. September

Gleich am Morgen steht unser erster offizieller Termin an. Der örtliche Nahverkehrsbetreiber Societatea de Transport Public Timișoara (S.T.P.T.) lädt uns ein, den Betriebshof zu besichtigen. Bei unserem Besuch werden gerade Bozankaya-Neufahrzeuge von Personal des türkischen Herstellers in Betrieb genommen. Die Fahrzeuge dieser Lieferserie sind wieder gelb – der vorherige Bürgermeister bevorzugte lila, lässt man uns wissen. In der Werkstatt bekommen wir gezeigt, wie alte Bremer Straßenbahnen aufgearbeitet werden. Die Fahrzeuge vom Typ GT4 sind in Timișoara noch weit verbreitet. Auf dem Hof sehen wir ebenfalls ein Exemplar der vor Ort gebauten Timiș 2, die allerdings hier nicht mehr im Einsatz sind. Ebenfalls geparkt ist eine größere Flotte batterieelektrischer Karsan-Busse, die wegen mangelnder Lademöglichkeiten nicht im Einsatz sind. Wir werfen noch einen Blick in die Trolleybus-Werkstatt sowie in den Schulungsraum für die Fahrer-Ausbildung. Zuletzt dürfen wir die Leitstelle besichtigen, wo gerade eine Störung einläuft.

Zu Gast bei S.T.P.T in Timișoara (Foto: Ernst)

Instandhaltung von Straßenbahnen (Foto: Ernst)

Nach unserem Besuch machen wir uns weitgehend zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Unterwegs wird gerade die Störung beseitigt, ein Zug wird abgeschleppt. Timișoara, das „Wien des Ostens“, war 2023 europäische Kulturhauptstadt. Hier ist viel historische Architektur erhalten und auch nach dem Kulturhauptstadt-Jahr gehen die Sanierungen weiter. Wir kommen auch an der Piața Sfânta Maria vorbei, wo 1989 die ersten Demonstrationen der Rumänischen Revolution stattfanden.

Altstadt von Timișoara (Foto: Ernst)

Nachmittags zieht es uns wieder zum Bahnhof. Im zweiten Anlauf gelingt es uns schließlich, einen Ausflug mit den zwischen 1935 und 1942 gebauten Malaxa-Triebwagen zu unternehmen. Die Fahrt ist abenteuerlich: Man schaukelt über die Nebenstrecke, Schranktüren fliegen auf und zu, Feuerlöscher rollen umher, ein Mitreisender zerbricht unbeabsichtigt einen der Plastik-Sitze. Draußen: Mit Personal besetzte Bahnhöfe in der Prärie und Outdoor-Stellwerke.

Zugkreuzung in Sacoșu Mic

Im Malaxa-Triebwagen (Foto: Ernst)

27. September

Wir machen uns wieder auf zum Fahrkartenschalter. Man kennt uns inzwischen und stellt mit drei Zangenkniffen pro Exemplar die Tageskarten her, die bestimmt nicht zufällig ein zu den Bremer Entwertern passendes Format haben. Vormittags fahren wir mit dem „Vaporetto“, dem Wasserbus auf dem Bega-Kanal, für den stolzen Preis von 1 Leu (20 Cent).

Der Wasserbus an der Starthaltestelle (Foto: Ernst)

Schon kurz nach 14 Uhr finden wir uns dann für unseren nächsten Nachtzug am Bahnhof ein. Der IRN 1765 wird uns mit 40 Zwischenhalten in 17 Stunden über Arad und Cluj-Napoca nach Iași befördern. Unser Quartier für die Nacht sind Sechser-Abteile im Görlitzer Liegewagen, deren letzte Modernisierung (und auch Reinigung) wohl schon etwas zurücklag. An der Hauptstrecke Richtung Simeria wurde dafür seit unserem letzten Besuch einiges gemacht. Nachts werden wir von dem ein oder anderen Bahnhofsansagen-Jingle geweckt.

Waggonbau Görlitz lässt grüßen! (Foto: Ernst)

Zwischen Arad und Simeria (Foto: Ernst)

28. September

Der Fahrkartenkauf in Iași wird zur Herausforderung. Der Schalter am Hauptbahnhof ist geschlossen, daneben befinden sich zwei Automaten. Einer akzeptiert Kartenzahlung im Tausch gegen Personalausweis-Daten, der andere nur Bargeld. Letzterer ist aber auch wählerisch bezüglich der Scheine und darüber hinaus ungeduldig und gibt im Zweifel das bereits eingezahlte Geld wieder aus – in Form eines Gutscheins, den man am Schalter einlösen kann. In Iași ist ein bunter Mix aus Straßenbahnen unterwegs, allen voran Neufahrzeuge von Bozankaya und Pesa, daneben zahlreiche Gebrauchtwagen aus Deutschland. Wir laden unser Gepäck am Hotel ab – die Verkehrte Welt residiert in Viererzimmern im „Hampton by Hilton“ – und verabreden uns für den Nachmittag zum Einchecken.

Wir gehen am beeindruckenden Kulturpalast vorbei in die Altstadt. Auf dem Vorplatz steht die Statue von Ștefan cel Mare, dem Herrscher des ehemaligen Fürstentums Moldau und Symbolfigur in Rumänien und der Republik Moldau. In der Metropoliten-Kathedrale ziehen die Reliquien des heiligen Paraskevus auch an diesem Samstag Pilger in Massen an, als Besucher darf man glücklicherweise an der Warteschlange vorbeigehen. Wir verabreden uns zum Abendessen. Am Treffpunkt findet zufällig die moldauische Weinmesse statt, wo wir uns die Wartezeit mit Fachgesprächen und free samples vertreiben. Eine Location zum Abendessen für zwölf Personen zu finden, gestaltet sich schwierig, aber zwei Sechsergruppen sind dann in der Fußgängerzone doch kein Problem.

Pesa-Tram am Kulturpalast (Foto: Lennart)

29. September

Während uns Iași am Vortag noch mit Sonnenschein begrüßt hat, regnet es heute. Man verbringt den Tag in den Museen im Kulturpalast oder nutzt die Zeit für eine Netzbereisung der Straßenbahn. Auffällig ist, dass sich bei Einsetzen des Regens plötzlich alle modernen Straßenbahnen der Stadt zum Depot bewegen, kurz gar keine Bahnen mehr kommen und plötzlich überall alte Wagen unterwegs sind – dafür auch Sonderwagen wie die Weihnachtsbahn. An diesem Wochenende ist auch zum ersten Mal die Café-Tram unterwegs, ein GT8, in dem man unterwegs mit frischen Heißgetränken versorgt wird.

In der Café-Bahn (Foto: Christoph)

Der „Kutter“ rangiert am Hauptbahnhof von Iași (Foto: Ernst)

Nachmittags brechen wir zu unserer nächsten Etappe auf. Google maps lotst uns über gut ausgetretene Trampelpfade über die Gleise am Rangierbahnhof Iași-Socola. Bis hierhin liegen Breitspurgleise, und auf denen setzen wir unsere Reise Richtung Moldawien fort. Im D1M-Triebwagen der CFM, dem man seinen Ursprung nicht ansieht, haben wir für kleines Geld die erste Klasse gebucht. Kopfstützen und Armlehnen sind mit weißen Schonern überzogen, noch vor der Abfahrt werden schnell nochmal die nassen Schuhabdrücke weggewischt. Unsere Online-Tickets werden in „echte“ Fahrkarten in kyrillischer Schrift getauscht. An der Grenze lassen wir unsere Pässe stempeln und rollen auf Chișinău zu. Wir checken im City Hostel ein, das sich die vierte Etage der Shopping-Mall mit einem Katzencafé teilt. Jedes Bett muss einzeln bezahlt werden – ein Wunder, dass die Kreditkarte nicht gesperrt wird. Als wir nach einer Rechnung fragen, spricht man plötzlich kein Englisch mehr.

Breitspurzug am Bahnhof Iași-Socola (Foto: Ernst)

Erstklassig Richtung Chișinău (Foto: Ernst)

30. September

Chișinău weiß zu gefallen mit großen Parks, historischen Denkmälern und jeder Menge Architektur aus Zeiten des Sozialismus. Per Trolleybus lässt sich die Stadt gut erkunden, solange man genug Kleingeld für den Fahrzeugtarif bereithält. Im Laufe des Tages werden viele bunte Ticket-Schnipsel gesammelt. Abends zieht es uns zum Bahnhof. Noch fahren Züge in der Republik Moldau, 4 bis 5 Abfahrten pro Tag ab Chișinău. Die Bahnanlagen stehen unter der strengen Beobachtung von CFM-Personal in Tarnkleidung, schließlich verkehren auch Züge in die Ukraine. Während wir uns anfangs mit Fotos noch zurückhalten bemerken wir schnell, dass höchstens die Bahnhofshunde etwas gegen unsere Präsenz haben. Wir beobachten die Abfahrt des Nachtzuges nach Bukarest. Jetzt werden die beiden abendlichen Regionalzüge bereitgestellt. ČME3 mit zwei Liegewagen nach Bender-2 (Transnistrien!) und ein ursprünglicher D1 nach Ungheni. Wir wollen mitfahren! Mit wenigen Brocken Russisch lässt sich am Schalter klären, dass die Tickets im Zug zu erwerben sind. Wir teilen uns auf. In der dritten Klasse fällt man zwischen den Pendlern natürlich auf, aber alle einschließlich Personal hatten ihren Spaß. Zum Abendessen kehren wir bei der lokalen Kette La Plăcinte ein und entdecken die moldawische Küche.

Kathedralenpark und Regierungsgebäude (Foto: Ernst)

Am Hauptbahnhof wird der Regionalzug nach Bender-2 vorbereitet (Foto: Ernst)

D1-Triebwagen in Ghidighici (Foto: Ernst)

1. Oktober

Wir verbringen den Tag in der Stadt. Der abenteuerliche Vergnügungspark aus vergangenen Tagen, den einige Reiseteilnehmer am Vortag in Aktion erleben durften, ist zumindest vormittags leider geschlossen.

Vergnügungspark im „Tal der Rosen“ (Foto: Ernst)

Abends steht der Trenulețul auf dem Programm. Wir stärken uns nochmal bei La Plăcinte und holen unser Gepäck aus dem Hostel. Dabei bleibt der Aufzug mit drei Personen stecken – was sich durch Aus- und Einschalten aber schnell lösen lässt. Dann heißt es: Hey, ho, let`s go! Der „letzte sowjetische Nachtzug in Europa“ nach Bukarest wartet auf uns am Hausbahnsteig. Wir bummeln im Trenulețul auf die Grenze zu, der sich – wie ein Reiseteilnehmer leider feststellen musste – im Notfall auch mit dem Taxi einholen lässt. In Ungehni wird der Zug umgespurt. In den Schlafwagen ist es frisch, die Kohleheizung wird in dieser Nacht nicht in Betrieb genommen. Die Wagen überzeugen mit vielen „Staubfängern“ auf den Gängen und in den Abteilen in Form von Teppichen, Vorhängen und Deckchen. Zeit, sich im Speisewagen aufzuwärmen. Wir bestellen das Tagesmenü, wahlweise mit moldauischem oder rumänischem Kaltgetränk. Der Koch macht sich ans Werk, schnibbelt Gemüse und schwingt die Pfannen. Serviert werden Würstchen mit Spiegelei, Salat und Brot. Sehr zu empfehlen!

Umspuren in Ungheni (Foto: Ernst)

Abendessen im Trenulețul (Foto: Bruno)

2. Oktober

Der Schlafwagenschaffner hat sich seit der Grenzkontrolle nicht mehr blicken lassen, und bevor man sich versieht, wacht man in der Bahnhofseinfahrt von Bukarest auf. Unsere Unterkunft ist direkt am Bahnhof. Obwohl wir uns für 8 Uhr angemeldet hatten, ist niemand da. Nach einem kurzen Anruf öffnet sich das Türschloss automatisch und wir können unser Gepäck abstellen. Schnell finden wir eine der letzten Tatras in Bukarest, um uns die Zeit bis zum Einchecken zu vertreiben. Die Nacht im Trenulețul hat doch an den Kräften gezehrt. Ab 13 Uhr können wir in die Zimmer und ruhen uns kurz aus. Denn für den Abend steht noch ein Highlight auf dem Programm: Tour durch den Parlamentspalast. Für den Bau des Gebäudes und die Neugestaltung seines Umfelds im Auftrag des Diktators Nicolae Ceaușescu wurde seinerzeit die halbe Altstadt von Bukarest abgerissen. Heute zählt der Parlamentspalast zu den größten Gebäuden der Welt. Bis heute dient es als Regierungsgebäude und Kongresszentrum. Wir besichtigen die monumentalen Hallen und Säle. Im Anschluss kehren wir bei der Pizzeria Viitorului ein, die uns schon bei unserem Besuch im Vorjahr gut versorgt hat.

Tatras in Bukarest (Foto: Ernst)

Neues Vereinsdomizil der Verkehrten Welt?

3. Oktober

An Bukarest scheiden sich die Geister. Während einige sich der für Erstbesucher obligatorischen Stadtbesichtigung widmen oder das ÖPNV-Netz weiter erkunden, zieht es andere in das Umland, zum Beispiel an die Donau nach Oltenița, zu den ehemals Potsdamer Tatras nach Ploiești oder in die Karpaten nach Brașov. Außerdem verabschieden wir einen Teil der Mitreisenden, die sich für die Rückreise eine Verbindung per Optima-Express ausgearbeitet haben.

Metrostation Piața Romană (Foto: Ernst)

Bahnhofsvorplatz von Ploiești (Foto: Ernst)

4. Oktober

Nach einem weiteren Tag in Bukarest steht wieder eine Nachtzug-Fahrt an. Wir haben uns für die südliche Route nach Arad mit dem D78 entschieden. Wer lange genug aufbleibt, kann gegen halb vier morgens das Eiserne Tor bewundern, den Donaudurchbruch an der Grenze von Serbien und Rumänien.

Eisernes Tor vom Nachtzug aus (Foto: Ernst)

5. Oktober

Wir begeben uns vom Nachtzug zum Hotel, eigentlich nur, um unser Gepäck abzugeben. Als wir uns in der Lobby niederlassen, sind unsere Zimmer dann doch überraschend schnell bezugsfertig. Unseren letzten Tag verbringen wir in Arad. Auch das Stadtbild von Arad ist geprägt von österreich-ungarischer Vergangenheit. Bei unserem Besuch ist die Überlandstraßenbahn noch in Betrieb. Nachmittags bietet sich noch die Gelegenheit, mit den frisch von der HLB erworbenen VT2E mitzufahren. Den letzten Abend verbringen wir zusammen im „Euphoria Biergarten“.

Innenstadt von Arad (Foto: Ernst)

Überlandstraßenbahn am Gleisdreieck in Ghioroc (Foto: Bruno)

Sehr gepflegte VT2E in Aradul Nou (Foto: Ernst)

6. Oktober

Wir müssen früh raus. Es ist Sonntag, und bis zum Abend wollen wir wieder in Dresden sein. Sportlich, aber das wird schon gutgehen, oder? Um 6:53 Uhr (5:53 Uhr deutscher Zeit) verlassen wir Arad mit dem IR378 nach Budapest. Wir stehen wieder ca. eine Stunde planmäßig am ungarischen Grenzbahnhof für eine Schengen-Einreisekontrolle, die nach wenigen Minuten erledigt ist. Einige Fremde aus dem Zug sprinten zum Nachbarbahnsteig, erreichen dort den Zug, der eine Stunde früher fährt, und entziehen sich so der Kontrolle. In Budapest angekommen transferieren wir erfolgreich von Keleti nach Nyugati und müssen dort erfahren, dass die Vorleistung unseres Zuges noch nicht in Budapest angekommen ist. Irgendwann rollt der EuroCity ein. Noch bevor die Reisenden ausgestiegen sind, ist die neue Lok schon am Zug – doch es geht nicht los. In Prag hätten wir einen Übergang auf dem letzten Rychlík mit Anschluss nach Dresden von 34 Minuten – und der Eurocity nach Prag ist zeitweise mit ziemlich genau 34 Minuten Verspätung unterwegs! Unser Ticket haben wir natürlich nur bis Dolní Žleb gebucht. Wir erkundigen und beim tschechischen Schaffner nach unseren Fahrgastrechten. ČD würde eine Übernachtung oder Taxi bezahlen, aber nicht in Prag – wir müssten schon noch so weit fahren, wie wir kämen, bis Děčín. Ob der Rychlík warten könne? No chance. Also wahrscheinlich eher Taxi bis Dolní Žleb. Er müsse seinen Dispatcher fragen. Er kommt zurück und hat Taxis organisiert. Wir erkundigen uns, ob uns diese Taxis gegen kleinen Aufpreis vielleicht auch nach Deutschland bringen können. Der Schaffner realisiert, dass wir gar nicht beabsichtigen, die U28 in Dolní Žleb zu verlassen, wie unser Ticket besagt, und verschwindet wieder. Wir sind mittlerweile mit 50 Minuten Verspätung unterwegs. Der Schaffner kommt ein letztes Mal zurück mit der Wunderbotschaft: Rychlík wartet. Wir sollen nicht trödeln und dem Personal auf dem Rychlík sofort Bescheid geben, dass wir es geschafft haben, und dass U28 auch warten soll. Das wird aber gar nicht nötig sein – bis Děčín hat der Zug 20 Minuten Verspätung aufgeholt und ist fast wieder im Plan, und wir haben zwei Minuten zum Umsteigen. In Bad Schandau erwartet uns die S-Bahn Dresden mit einem WFL-Ersatzfahrzeug vom Typ DBuza, und kurz vor Mitternacht kommen wir pünktlich am Ausgangsort unserer Reise an.

(Text: Ernst)

Veröffentlicht in Reisen.