Tagesexkursion nach Tschechien zum Eisenbahntestring Velim und der Autofabrik TCPA Kolin

Am 19. Juni 2008 um 6:08h startete die achtköpfige Gruppe am Dresdner Hauptbahnhof mit dem ersten Zug gen Tschechien. Das erste Ziel war der Eisenbahntestzentrum Velim, in dem auf zwei konzentrischen Gleisringen neue Eisenbahnfahrzeuge auf Herz und Nieren geprüft werden.pic_0952

Nach einem Umstieg wurden wir von Dipl.-Ing. Bohumil Drapal begrüßt, der einigen schon als Mitorganisator des 5. Treffen Europäischer Verkehrsstudenten in Prag und Pardubice bekannt war und uns im Folgenden durch das Gelände führte. Schon von Ferne war die Internationalität der Kundschaft erkennbar: Neben einem Prototypen des AGV, dem TGV-Nachfolger, stand ein italienisches Modell auf dem Testgelände.

Zunächst wurde uns das Gebäude mit Testständen zur dynamischen und statischen Festigkeit gezeigt, inklusive des dafür nötigen tonnenschweren gefederten Betonfundaments. An einem als Prüfstand für die Entgleisungssicherheit in Kurven genutzten Gleisstück und den für die Energieversorgung mit drei Stromsystemen notwendigen Einrichtungen vorbei wurden wir zu einem für Bremsversuche genutzten Eisenbahnwagon geführt. Dieser stammt zwar aus den 50er Jahren und hat damit einige Jahre auf dem Buckel, genügt aber nach einigen kleineren Erweiterungen immer noch modernen Anforderungen – inklusive ausgebautem Schlafabteil, Küche und kleiner Werkstatt.

Der sicherungstechnische Aufwand in der Leitwarte des Versuchsrings hält sich in Grenzen. Die Weichen zum äußeren und inneren Versuchsring sind als Schlüsselweichen ausgestaltet, bei laufenden Tests zieht der leitende Ingenieur den Schlüssel ab und der Testbetrieb ist damit gesichert.

Nach der Besichtigung zum Betrieb verwendeten Lokomotiven und einer äußerlichen Besichtigung der beiden zu testenden Züge ging es mit Zug und Stadtbus weiter zum Automobilwerk der Gesellschaft TCPA. Dabei handelt es sich um eine Tochterfirma von Toyota und PSA Peugeot Citroën zur Herstellung der Kleinwagen Toyota Aygo, Citroën C1 und Peugeot 107. Der Grundstein zum Werk wurde Anfang 2002 gelegt, und schon Ende 2004 konnte die Produktion aufgenommen werden.

Nach einem englischsprachigen Film zur Geschichte des Werks und den Produktionsabläufen im Werk wurden wir dann in offenen Wagen durch das Werk gefahren, wo wir die Produktion der Kleinwagen vom Formen der Karosserieteile bis zur Endabnahme verfolgen konnten. Dabei wurde auch die Bedeutung der Konzepte Just-in-time, Jidoka und Visualisierung deutlich. Während Just-in-time heute nahezu Allgemeingut ist, sind Jidoka und Visualisierung noch nicht so gut bekannt. Jidoka geht dabei davon aus, dass die Behebung eines (Qualitäts-)Problems umso aufwändiger und teurer ist, je später im Produktionsprozess es festgestellt wird. Daher ist bei TCPA jeder Arbeiter angehalten, auftretende Probleme sofort zu signalisieren, und sie, gegebenenfalls mit Rücksprache beim Teamleiter, sofort zu beheben. Auch die Visualisierung hat bei TCPA eine herausragende Rolle. An jeder Arbeitsstation sind Displays mit aktuellen Zahlen zur Soll- und Ist-Produktion sowie Fahrzeugen die vor und nach der Arbeitsstation im Puffer warten angebracht, zudem zeigen zahlreiche Aushänge die Ergebnisse einzelner Schichten. Hintergrund dabei ist die These, dass jeder Einzelne möglichen Problemen im Produktionsprozess entgegenwirken soll und das nur bei möglichst vollständiger Information über den Gesamtprozess tun kann.

Auf dem Rückweg wurde ein Aufenthalt in Decin dazu genutzt, um das dortige historische Stellwerk zu besichtigen, das seit der Modernisierung der Sicherungstechnik außer Dienst ist. Aufgrund einer Zugverspätung geriet unser Aufenthalt dort allerdings relativ kurz. Es handelt sich dabei um ein elektromechanisches Stellwerk aus dem Jahr 1941 neben der alten Stellwerktechnik und dem Bedienpult sind dort auch noch historische Uniformen, Abzeichen und Pläne sowie Demonstrationsmodelle zur Sicherungstechnik, wie etwa der isolierten Schiene zu besichtigen.

Mit dem Elbe-Laabe-Sprinter und der S-Bahn trafen wir pünktlich zum Fußball-EM-Viertelfinale Portugal-Deutschland in Dresden ein.

Klaus Storch

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